Der Kirchmoarhof in Winden bei Haag ist ein hybrider Ort im Fluss.
Ein Ort, an dem verschiedenste Zeitschichten und kulturelle Codes simultan anwesend sind. Die drei Künstler*innen Melina Hennicker, Michael Schmidt und Andreas Woller haben über einen langen Zeitraum hinweg immer wieder an diesem Ort gelebt und gearbeitet. Der Werkkomplex Kirchmoarhof verschränkt digitale und analoge Medien und findet Strukturähnlichkeiten zwischen dem Kirchmoarhof und der digital geprägten Gegenwart. Zu sehen ist eine fiktive Hofgemeinschaft, die mit ihrer Umgebung verschmilzt. Diese Umgebung wiederum ist nicht statisch und fest verortet, sondern gleicht Manifestationen eines Realitätsbaukastens im ständigen Übergang.
Konkret: Der Kirchmoarhof wurde ca. 1860 erbaut. In den späten 70er Jahren wurde er entsprechend dem Stil der Zeit umgebaut und modernisiert. 2013 entdeckte Thomas Angermeier den still gelegten Hof und unterzog ihn einer ästhetischen Wiederbelebung. Dabei wurden ausgewählte Teile einer Sammlung von antiquarischen Möbeln mit gezielten Eingriffen an Wänden und Böden zu raumspezifischen Wohnbildern verschmolzen. Eine besondere Stellung innerhalb des neuen Kirchmoarhofs nimmt die alte Bauernstube ein, in welche die Inneneinrichtung einer legendären Münchener Kneipe transferiert wurde: Der Frauenhofer Schoppenstube. Nach 30 Jahren war diese im Jahr 2013 der Gentrifizierung der Gegend um den Gärtnerplatz zum Opfer gefallen. Das Raumensemble dient Thomas Angermeier als Basis für ein Galeriekonzept jenseits des White Cube, in dem der Bestand an antiquarischen Möbeln, aktuelle Einzelanfertigungen von Möbeldesignern und zeitgenössische Kunst in thematischen Ausstellungen miteinander verbunden werden.
Vor Ort sind die drei Künstler*innen Raum für Raum vor gegangen. Jeder Raum erhielt eine filmische Interpretation. Dazu treten teilweise Texte und Songs. Die entstandenen Videosequenzen dienten der weiteren Entwicklung der Arbeit als Material. Behauene Holzbalken und Styroporplatten bilden den Grundstoff der Installation in der Galerie der Künstler, die das Gebäude im konkreten Raum rekonstruiert und dabei eine Logik der systematischen Reduktion und Stauchung anwendet. Die Wandflächen des Gebildes stellen eine mediale Vielfalt von Bezügen zu den Räumen des Kirchmoarhofes her. Sie zeigen eine materiell nachvollzogene Oberflächentextur des Hofes (die Wände des goldenen Raumes), materielle Ableitungen aus Oberflächen des Hofes (Fliesen, die pixelhaft das Fliesenmuster des Bades nachzeichnen), projizierte Videos von Handlungen in Räumen des Hofes, projizierte Bilder von digitalen Nachbauten von Räumen des Hofes, mit Plakatdruck reproduzierte Bilder von Oberflächentexturen, die im Hof zu finden sind. Die digitale Struktur Kirchmoarhof-d bearbeitet das Medium Website als narrative Form gegen den Strich. Insbesondere wird versucht, die Vernetzung durch Links als Raum zu verstehen und mit den räumlichen Tatsachen des Hofes zu verschmelzen.
Das Projekt wird von der Tiroler Künstlerschaft finanziell unterstützt.
a) Kirchmoarhof-d setzt sich weitgehend aus Texturaufnahmen von Objekten und Räumen des Kirchmoarhofes zusammen. Diese Aufnahmen sind Fotografien des Hofes entnommen, oder stellen Screenshots von Filmbildern dar. Des weiteren tauchen Screenshots von Texturen auf, die bereits in Kirchmoarnetz eingebaut wurden. Die Texturen wurden via "mapping" auf 3dimensionale "wireframes" geklebt und anschließend in definierten Lichtsituationen gerendert.
Zudem wurden folgende Arten von Bildern auf Wireframes gemappt:
b) Bildschirmfotos von ganzen im Hof gedrehten Szenen.
c) Bildschirmfotos von der rohen Benutzeroberfläche des 3-D Modelling programms - oftmals in der Mitte eines Rechenvorgangs, der dabei manchmal zu einer gestörten oder unvollständigen ("verpixelten") Darstellung des Rechenvorgangs in der Benutzeroberfläche geführt hat.
Neben gerenderten Wireframes tauchen folgende Arten von Bildern und Bilderfolgen in Kirchmoarhof-d auf:
d) Mit Bildbearbeitungsprogrammen veränderte (einfärben, ausschneiden) oder unveränderte screenshots der rohen Benutzeroberfläche des 3-D Modelling Programms, welche - je nach Einstellung oder Aggregatszustand der Benutzeroberfläche - Wireframes zeigen können, die mit nicht-gerenderten Kürzeln oder Abstraktionen der gemappten Bilder (Texturen und die anderen genannten Bildschirmfotos) bedeckt sind, oder den Wireframe in Form einer homogenen grauen Oberfläche symbolisieren, oder auch eine verkürzte Vorform des Renderergebnisses zeigen. Neben verschiedenen Darstellungen der Wireframes zeigen die Screenshots der Benutzeroberfläche auch machmal programminterne Zeichen, die das Modelling unterstützen sollen, oder bei der Vorbereitung des Renderprozesses helfen sollen: Koordinatensysteme, "Lampen", die Lichtquellen"vertreten", usw..
e) Filmische Bewegungen durch diese verschiedenen Typen von Benutzeroberflächen, die mit einem Bildschirmvideo festgehalten wurden.
f) Fotografien von ganzen Räumen im Hof
g) Dazu treten die im Hof gedrehten Filme.
h) Gescannte Handzeichnungen und Bildschirmfotos derselben.
i) Halbtransparente Farbflächen, die dem Website Baukasten entnommen sind.
j) Transparente pngs, Transpartente Teile von pngs.
1) Texturen: